Bin ich zu schwer für mein Pferd? Oder: Wie viel Reitergewicht darf ein Pferd tragen?

Wieviel Gewicht darf ein Pferd tragen?

Pferde – Herdentiere, Lauftiere, Fluchttiere, […], Tragetiere?

Bereits seit Jahrtausenden dienen Pferde als Last- und Tragetiere. Zur genauen Planung von Feldzügen, Routen und der Beurteilung der allgmeinen Einsatzfähigkeit der Tiere wurde musste ermittelt werden, wie viel Pferde unter großer Belastung und unter sehr geringer Belastung tragen können, ohne großere Verschleißerscheinungen zu zeigen. Basierend auf Erfahrungswerten kamen die Menschen zu dem Schluss, dass gut trainierte, gesunde, gepflegte und gut bemuskelte Pferde mit optimal sitzender Ausrüstung 10% des eigenen Körpergewichtes mühelos bei hohem Tempo tragen können. Eine Belastung bis zu 20% tragen sie im langsamen Tempo ebenso problemlos.

Damals waren die Husaren und Ulanen (leichte Kavallerie) auf agilen, zarteren Pferden bis zu 500kg Körpergewicht unterwegs. Die Reiter waren sehr klein, teilweise sogar kleinwüchsig. Ihr Reitergewicht war damit inkl. der Ausrüstung weit unter 100kg. Die Dragonen (schwere Kavallerie) hingegen nutzen später sehr stämmige und kräftige Pferde mit einem Körpergewicht um die 600kg herum. Sie trugen etwa 120kg (Reiter- und Ausrüstungsgewicht).

Heute werden den Pferden vielseitige Aufgaben zugeordnet. Entsprechend ihrer Körpergröße, ihrem Körperbau, ihrer Gesundheit und ihrem Training finden sie in diversen Sportarten Anwendung. Kaltblüter und schwere Warmblüter eignen sich hervorragend für Acker-, Feld- und Holzrückearbeiten. Zarte Araber sind hingegen ausgezeichnete Langstrecken- und Distanzpferde. Hanoveraner, Oldenburger und Co sieht man mehr im Dressur- und Springsport. In allerlei Sparten des Pferdesportes muss das Pferd Lasten in unterschiedlichsten Formen tragen, sei es der Reiter, das Wandergepäck, das Kutschgeschirr oder mehrere Voltigierer und Turner.

Wie viel Last darf ein Pferd tragen? Wohin geht der Trend?

Um das Pferd möglichst wenig und schonend zu belasten, darf es nur etwa 10% des eigenen Körpergewichtes tragen. Bei einen 500kg schweren Pferd würde das insgesamt 50kg Last (Reiter- und Ausrüstungsgewicht) entsprechen. Dieser Wert ist für unsere heutige Gesellschaft fast utopisch. Etwa 5% der Reiter würden diesen Normen entsprechen. Nach der Erforschung der Reiter-Pferd-Relation in der Gesellschaft des 21.JH bewegen sich die Werte zwischen 14,2 und 16,6% Traglast des eigenen Körpergewichtes des Pferdes. Im Hinblick auf die Körpertemperatur, die Herz- und Atemfrequenz und verschiedene Indiaktoren zur Muskelbelastung- oder Schädigung (Creatin-Kinase) zeigen Studien („Reitergewicht“: Beurteilung der Gewichtsbelastung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten), dass Pferde unter einer Gesamt-Traglast von nicht mehr als 20% des eigenen Körpergewichtes keinerlei Stress- und Überlastungsanzeichen zeigten. Bei Belastungen über 20% zeigten die Tiere eine deutlich erhöhte PAT-Werte (Puls, Atmung, Temperatur). Das Gewicht des Reiters wird für das Pferd zusätzlich erschwert, wenn der Reiter wenig Balance hat, sich schlecht koordiniert, den Bewegungen des Tieres kaum folgt und sehr undeutliche Hilfen gibt.

Fazit: Das Pferde darf nicht mehr als max. 20% des eigenen Körpergewichtes tragen, um möglichst wenig Verschleißerscheinungen zu zeigen.

 

Formel zur genauen Bestimmung der Gewichtsbelastung

Widerristhöhe (in cm) – 100 + 30 = max. Gewichtsbelastung in kg

 

Ab wann gilt der Reiter als „zu schwer“?

Wann der Reiter zu schwer für sein Pferd ist, hängt von der Rasse und dem entsprechenden Körpergewicht des Pferdes ab.

Ein Pferd sollte nicht mehr als max. 20% des eigenen Körpergewichtes tragen. Bei einen 400kg schweren Pferd entspricht dies 80kg (+/- nach oben und unten, je schwerer oder leichter das Tier ist.).

Folgende Faktoren über das Pferd dürfen zur Beurteilung, ob der Reiter zu schwer ist oder nicht, nicht außer Acht gelassen werden:

  • der gesundheitliche Zustand
  • das Alter
  • die Größe
  • der muskuläre Zustand
  • die Art der Belastung
  • Körperbau, Fehlstellungen, chronische Erkrankungen, …
  • der Trainingszustand, Fitness
  • das Tempo, in der das Pferd der Belastung ausgesetz ist
  • Dauer und Itensität des Trainings
  • Bodenverhältnise

 

Welche Folgen können daraus für das Pferd entstehen?

Fest steht, unter massiver körperlicher Trag-Belastung, kann das Tier unter mäßigen bis starken Rückeproblemen leiden. In der Regel entwickelt sich früher oder später ein Senkrücken. Lahmheit, Widersetzlichkeit und auffällige Verhaltensänderungen sind nicht selten. Wird das Tier dauerhaft unnatürlich schweren Belastungen ausgesetzt, können Verletzungen des Bewegungsapparates (Gelenke, Knochen, Sehnen, Bänder) auftreten. Muskel- und Sehenüberdehnungen-/zerrungen- und Risse sind möglich. Auch Arthrose kann die Folge von jahrelanger Überbelastung sein.

 

Wie verbessert man die Tragfähigkeit?

  1. Verbesserung der Bemuskelung durch regelmäßige ostheopathische und physiotherapeuthische Behandlungen. Blokaden im Rücken müssen gelöst werde, um das Reitergewicht tragen zu können.
  2. Passendes Equipment ist das A&O!!! Ein zu enger, zwickender, reibender, drückender und anatomisch nicht angepasster Sattel bietet dem Pferd keinerlei Möglichkeit den Rücken zu heben, um den Reiter mit der der notwenigen Rückenmuskulatur zu tragen. Es wird vielmehr den Rücken nach unten wegdrücken, um dem Schmerz zu weichen. Auch ein passendes und den Bedürfnissen des Pferdes angepasstes Gebiss ist wichtig.
  3. Schlechte Zähnen sind in der Regel mit ausschlaggebend für Unrittigkeit, mangelnde Bemuskelung, Verhaltensauffälligkeiten und Widersetzlichkeit unter dem Reiter und an der Longe.
  4. Beim Springreiten stehen Sehen und Bänder unter extremer Belastung. Bei einer Verletzung von Sehnen kann die Therapie mit Lasern zur Heilung beitragen.
  5. Ausgleichsarbeit (Equikinetic, Longieren, Freiarbeit, Trail-Elemente, Zirzensik, Langzügelarbeit, …) dient zur Gymnastizierung und zum Muskelaufbau.
  6. Die Therapie mit dem Bemer-System fördert die Mikrozirkulation und sorgt für eine bessere Leistungsfähigkeit und optimale Regeneration nach schwerer, körperlicher Anstrengung.
  7. Faszienroller und Balance Pads tragen zum gesundheitlichen Wohlbefinden bei.

 

Das Fudament muss stimmen!

Das Fundament hat entscheidenden Einfluss auf die Tragfähigkeit von Pferden. Kräftige Tiere mit starken Knoche sind im Gegensatz zu Tieren mit wenig Knochensubstanz eher in der Lage, große Lasten zu tragen. Grobknochige Pferde haben in den meisten Fällen eine ausgeprägte Muskulatur. Feinknochige Tiere higegen weisen von Natur aus weniger Muskulatur auf. Ausnahmen sind das engl. Vollblut, Araber, Achal Tekkiner und ähnliche Rassen. Sie zeigen eine leicht üppige Bemuskelung aufgrund der hohen Qualität und Dichte des Gewebes.

Bereits vor 90 Jahren erforschte der Hippologe Prof. Johann U. Duerst diese Thematik. Er entwickelte eine Theorie, mittels der er die Stabilität des Fundamentes darlegen konnte. Er nannte es „Röhrenbelastungsindex“.

Umfang Röhrbei (10cm unterhalb des Erbsenbeines) * 100 / Körpergewicht

Der daraus ermittelte Wert variiet von Rasse zu Rasse:

Wildpferde: 4,5

Araber und Vollblüter: 3,8 – 4,2

Sportpferde: 3,4 – 3,8

Ponys: 4,5 – 6,0

Kaltblüter: 3 – 3,5

Je höher der Wert, dest stabiler und belastungsfähiger ist das Pferd, beispielsweise ein Rennpferd im Galopp.  Je niedriger der Wert, desto weniger stabil ist das Pferd gegenüber kinetischer Energie (Bewegungsenergie), beispielsweise ein Zugpferd im Schritt.

Beispiel: Ein Rennpferd ist in der Lage, gleichmäßig über einen längeren Zeiträum zu galoppieren. Das kann ein Kaltblut in der Regel mit seinem Fundament nicht leisten. Es hat aber hingegen in der Zugarbeit seinen Stärken und kann in einem gleichmäßigen Schritt die Kutsche ziehen oder im Wald schwere Rückearbeiten verrichten.

Schwache Bemuskelung, dünne Röhrbeine und damit ein weniger stabiles Fundament ist immer nachteiliger. Jedoch ist das Pferd stets als Ganzes zubetrachten, da man die Einzelteile des Tieres nicht losgelöst voneinander beurteilen kann.

 

Wie sieht der Idealfall aus?

Der Reiter ist zw. 10 und max. 20% des Körpergewichtes des Pferdes schwer. Bei einem 400kg-Pferd sollte der Reiter nicht mehr als max. 80kg wiegen!

Zierliche Tiere leiden unter einer zu großen Last natürlich mehr, als stämmige Warm- und Kaltblüter. Sowohl der Reiter, als auch das Pferd müssen körperlich fit gehalten werden.

 

Quellen:
www.propferd.at/main.asp?VID=1&kat1=96&kat2=643&NID=641&fbclid=IwAR2BfommdJhJm4_yKCfWu10yDzMfkr7omIiJK55dCqE3pSGjbnZyCLJrk9Q
www.pferderevue.at/magazin/gesundheit_medizin/2018/03/zu_schwer_fuers_pferdeinproblemmitvielengesichtern.html?fbclid=IwAR1PCaX8YMzDf5QgD3M3i905qNtEoQYJeqvT-GRn6wpOZmxYoINsb2tLOSQ
www.krueger-pferdeosteopathie.de/20.html?fbclid=IwAR0AEOtl1uNVMdP9Z9ioJoeJR1Eyv3VEG0vXAAelhwZPaVYr7BCxqw4TTAw
Studie: www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblatter-und-stellungnahmen

 

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