Pferde in der Pubertät

Pferde in der Pupertät

Pferde in der Pubertät

Pferde durchlaufen in ihrer physischen und vor allem psychischen Entwicklung ein Stadium, das der Pubertät bei uns Menschen ähnelt. Der erfahrenste, sicherste und mit starken Nerven ausgestattete Youngster kann in dieser Phase schnell zu einem nervenaufreibenden Energiebündel mutieren. Gerade im Alter von 4 bis 8 Jahren versuchen die meisten Pferde, sich gegen sämtliche Regeln aufzulehnen – sei es in der Herde oder im Umgang mit uns Menschen.

Kommen Jungpferde nach dem Kauf vom Züchter auf eine neue Anlage, brauchen sie etwas Zeit sich an neue Artgenossen, die fremde Umgebung und den neuen Besitzer zu gewöhnen. In der Regel geschieht dies sehr schnell. Sobald es sich eingelebt hat und sicher im neuen zu Hause fühlt, wird es die Mensch-Pferd-Beziehung auf eine harte Probe stellen. Egal ob Stallwechsel im Jungpferdealter oder beständiges Herdenmitglied von Geburt an, mit Beginn des vierten Lebensjahres beginnen die kleinen Sprösslinge, ihre Hörner abzustoßen. Je nach individueller psychischer Entwicklung und Reife setzt die Pubertät früher oder später ein. In der Regel wird diese Phase spätestens mit dem achten Lebensjahr beendet.

 

Verhalten innerhalb der Herde

Die kleinen „Pubertiere“ versuchen sich innerhalb der Herde gegenüber ranghöheren Mitgliedern zu behaupten. Im spielerischen Kämpfen testen sie ihre Kräfte. Unfug wie gegenseitiges jagen und zwicken, mit den Hufen auf allen mögliche Gegenständen herumklopfen, Zäune anknabbern und Koppeldrähte zerstören steht auf der Tagesordnung. Sie leben im wahrsten Sinne auf und tollen herum wie kleine Fohlen. Man sieht ihnen ihren Übermut, Tatendrang und ihre überschüssige Energie förmlich an. Wie die Natur es vorgesehen hat, zeigen Herdenchef(in) oder andere ranghohe Herdenmitglieder den Jungspunden wo es lang geht und welche Grenzen es einzuhalten gilt. Wenn nötig, zeigen sie es ihnen auch ein-, zweimal etwas deutlicher mit mehr Nachdruck.

 

Klären der Rangordnung zwischen Pferd und Mensch

Auch in der Zweierkonstellation „Mensch-Pferd“ muss die Rangordnung neu geklärt werden. Grenzen und Regeln werden von unseren vierbeinigen Partnern auf ihre Beständigkeit getestet. Häufig fängt die Testphase bereits beim Holen von der Koppel an. Die Jungspunde machen sich einen Spaß daraus, wenn das Frauchen oder Herrchen hinterherrennt, um es einzufangen. Das gewohnte „von der Koppel holen“ kann deshalb gelegentlich etwas länger dauern und erfordert viele Nerven. Beim Führen läuft das Pferd dann entweder meterweise voraus, sodass wir nur noch unbeachteter Begleiter sind oder es bewegt sich keinen Meter vorwärts. Am Anbindeplatz gibt es haufenweise Beschäftigungsmöglichkeiten für die übermütigen Pubertiere. Putzkiste umschmeißen und ausräumen, am Anbindestrick herumkauen, den Po die ganze Zeit nach rechts und links drehen, mit den Beinen nach vorne heraus scharren und, und, und, … In der Reithalle angekommen, wird das bekannte Longieren zu einer neuen Herausforderung. Von Rodeo bis „ich habe null Bock mich zu bewegen“ ist alles dabei. Gerade beim Aufsteigen an der Aufstiegshilfe lacht sich das Pferd ins Fäustchen und dreht stets im richtigen Moment den Po immer wieder weg. Fest steht, der Umgang mit pubertierenden Pferden ist nicht einfach, fordert viel Zeit, Aufwand und Nervenstärke unsererseits.

Unerfahrene Pferdemenschen im Umgang mit pubertären Pferden

Besonders prekär wird es, wenn sich unerfahrene Pferdemenschen ein junges Pferd kaufen mit dem Hintergrundgedanken, es nach eigenen Wünschen und Vorstellungen formen zu können. Ihnen fehlt es an nötiger Sachkompetenz, was die psychische Entwicklung der Pferde angeht. Abgesehen davon haben unerfahrene Pferdemenschen kaum bis keine Erfahrung im Umgang mit jungen Pferden. Schnell können bestimmte Verhaltensmuster falsch gedeutet und interpretiert werden. Missverständnisse zwischen Mensch und Pferd können demnach unerwünschte Ausmaße annehmen und im schlimmsten Fall eskalieren. Denn wie die Praxis es bestätigt, werden gerade pubertierende Pferde falsch verstanden, zu hart und grundlos bestraft oder ihnen wird alles erlaubt, nach dem Motto „Es sind ja noch Babys, die dürfen das…“.

 

Einfühlungsvermögen vs. Konsequenz

Trotz des pupertären Verhalten der Pferde ist aus Sicht des Menschen ein nötiges Einfühlungsvermögen und die erforderliche Konsequenz von großer Wichtigkeit. Pferdebesitzer- und Ausbilder benötigen an erster Stelle viele Nerven und Durchhaltevermögen, denn auch die Pubertät hat irgendwann ein Ende. Dem Ausbildungsweg der heranwachsenden Pferde darf weiterhin nachgegangen werden. Ihr Umgang erfordert ein Maß an Nachsichtigkeit für den Übermut und die nötige Strenge und Konsequenz, um dem Ausbildungsziel näher zu kommen. Michael Geitner bezeichnet diese Vorgehensweise als „kulante Konsequenz“.

 

Trainings-Tipps

  • Überfordere das Pferd nicht und baue die Trainingseinheiten stets langsam, strukturiert und für das Pferd nachvollziehbar auf.
  • Geplante und gut strukturierte Trainingseinheiten bringen größeren Erfolg.
  • Schalte lieber einen Gang zurück, damit das Pferd bei möglichen, schwierigen Aufgaben nicht garstig oder frustriert wird. Erfolgserlebnisse für Mensch und Pferd sind sehr wichtig und fördern die Motivation beiderseits.
  • Schließe Trainingseinheiten mit neuen Aufgaben und Übungen immer mit einer bekannten Übung ab, die das Pferd sicher beherrscht, um die Einheit positiv zu beenden. Selbstvertrauen und die Bindung zum Menschen werden gestärkt.
  • Vermittle deinem Pferd bei gut gelösten Aufgaben das Gefühl, etwas richtig und besonders hervorragend gemacht zu haben.
  • Abwechslung im Alltag bringt Schwung und neue positive Energie. Das pubertierende Pferd wird  anderweitig beschäftigt und hat keine Zeit, auf dumme Gedanken zu kommen.
    • Bodenarbeit
    • Longieren
    • Langzügelarbeit
    • gemütliche Ausritte
    • gymnastizierende Sprünge
    • Dressureinheiten
    • Massage und Wellness

 

Geduld ist in der pubertären Entwicklungsphase das A&O! Ihre geistige Entwicklung ist mit Teenagern zu vergleichen. Annähernd ausgereift und mental stabil sind Pferde erst mit dem siebten oder achten Lebensjahr.

Quelle: https://stuebben.com/blog/post/pferde-in-der-pubertat

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