Sonnenbrand bei Pferden
Sonnenbrand – Nicht nur eine Sommererscheinung!
In etwa 15 bis 30 km Höhe über der Erdoberfläche befindet sich die Ozonschicht, die uns vor der Sonneneinstrahlung schützt und ein Teil der gefährlichen Sonnenstrahlen abfängt. Seitdem in der Industrie die Verwendung von halogenreichen Kohlenwasserstoffgasen („FCKW“) an Bedeutung gewann, dünnte die Ozonschicht aus. Besonders betroffen sind die Polkappen, die nun rasant abschmelzen. Die Erderwärmung ist eine große Folge dessen.
Immer häufiger sind die Winter besonders mild und die Sommer extrem heiß und niederschlagsarm. Ein Rekordsommer jagt den Nächsten. 35° Celsius und mehr ist zunehmend keine Seltenheit. Auch im Frühjahr und Herbst genießen wir immer häufiger warme und sonnenreiche Tage. Einerseits freuen sich sowohl Tiere als auch wir Menschen für das andauernde schöne Wetter, andererseits birgt die zunehmende Sonneneinstrahlung die Gefahr von Hautirritationen, Allergien, Sonnenbrand und Hautkrankheiten.
Die Anzahl der Sonnenstunden fällt in den Wintermonaten, im Frühjahr und im Herbst geringer aus. Dadurch wirken die Strahlen der Sonne nicht so intensiv wie vergleichsweise im Sommer. Zudem hat die Sonne im Sommer einen höheren Stand und „knallt von oben herab“. Der Sommer ist definitiv die Haupt-Sonnenbrandzeit. Trotzdem können gelegentlich auch im Frühjahr, Spätsommer und Herbst sonnenbrandähnliche Rötungen bis hin zum schmerzhaften Sonnebrand auftreten. Viele unterschätzen diese Zeiten des Jahres, da die Sonne meistens von frischen Temperaturen und Winden begleitet wird.
Wie gefährlich sind die Sonnenstrahlen?
Das Sonnenlich besteht unter anderem aus lutravioletter Strahlung, auch bekannt als UV-Strahlung. Sie ist besonders gefährlich, da man sie weder sehen, noch fühlen kann. In der Regel spürt man sie erst, wenn es zu spät ist und die Haut verbrannt ist. Zudem vergessen viele Menschen, dass die gefürchtete UV-Strahlung auch an bewölkten Tagen bis zur Erdoberfläche vordringt und Hautreitzungen- und Irritationen verursachen kann. Man untergliedert sie nochmals in UV-A-Strahlen, UV-B-Strahlen und UV-C-Strahlen.
- Die UV-C-Strahlen stellen keinerlei Bedrohung dar, da sie nicht bis auf die Erdoberfläche vordringen.
- Die UV-B-Strahlen sorgen einerseits dafür, dass der D-Vitamin-Haushalt im Körper angeregt und gesteigert wird. Andererseits kann sie bei zu intensiver Bestrahlung die oberen Hautzellen zerstören und zu Entzündungen auf der Hautoberfläche führen. Blutgefäße weiten sich und gerötete Hautpartien werden ersichtlich. UV-B-Strahlung ist kurzwellig und liegt im Wellenlängenbereich zw. 280 und 315 Nanometer. Sie kann unter verschiedenen Bedingungen verstärkt wirken. Am intensivsten wirkt sie in Äquatornähe in den Sonnenmonaten. Zur Mittagszeit erreicht sie ihren höchsten Stand und kann bis zu 150-mal stärker wirken. Stark reflektierende Objekte und Flächen wie Schnee, Sand und Wasser begünstigen die Wirkung der UV-B-Strahlen. Zudem sind Ställe in höheren Lagen häufiger davon betroffen. Auch wenn die Sonne nicht direkt scheint und von Wolken verdeckt wird, können UV-B-Strahlen bis zur Erdoberfläche vordringen.
- Die UV-A-Strahlen sind langwellig und dringen in tiefer liegende Haut- und Gewebeschichten vor. Sie bewirken die Veränderung und Zerstörung von Gewebe und Erbgut.
UV-A- und UV-B-Strahlen können die Haut der Tiere als auch von uns Menschen erheblich schädigen, wenn wir ihr zulange ungeschützt ausgesetzt sind.
Können bleibende Schäden auftreten?
In Maßen sind Sonnenstrahlen in Ordnung und ziehen keine großen Beschwerden nach sich. Häufen sich jedoch Verbrennungen, Irritationen, Allergien und Co durch die UV-B-Strahlung, so steigt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Prinzipiell nehmen die obersten Haut- und Gewebeschichten IMMER Schaden, wenn sie verbrannt sind. Auch die UV-A-Strahlung erhöht das Risiko von Hautkrankheiten, insbesondere Hautkrebs. Regelmäßige Hautirritationen können Juckreitz verursachen, welcher gelegntlich in chronische Hautprobleme, wie zum Beispiel Ekzem umschwenken kann. Offene Wunden sind erneute Infektionsquellen.
Hautkrebs bei Pferden?
Bei Verbrennungen der Haut werden diese Stellen meist knallrot und heiß. Haare fallen aus, die Haut verkrustet und es können sich gelegentlich auch Geschwüre entwickeln. Besonders die UV-A-Strahlung tringt in tiefer liegende Zelle vor und kann diese mutieren lassen. Hautkrebs ist daher nicht nur eine Erkrankung im human-medizinischen Bereich, sonderen auch unsere Vierbeiner können davon betroffen sein!
Antwort: Ja, Hautkrebs bei Pferden ist möglich.
Welche Pferde und Körperstellen sind besonders betroffen?
Gibt es Albinos unter den Pferden?
Folgende Körperstellen sind besonders von Sonnenbrand geplagt
- Der Bereich um das Pferdemaul inkl. Nüstern
- Die Stirn und die gesamte Ohrfläche
- Rosafarbene Areale um das Auge herum
- Der Bereich des Widerristes und der Schultern
- Der gesamte Rücken
- Die Oberseite der Schweifrübe, an der nur kleine Deckhärrchen wachsen
- Zwischen den Beinen, an der Innenseite
- weiße Fesseln und die Fesselbeugen
- Helle, weiße Beine mit rosaner Haut darunter
- Rosafarbene Hautareale bei Schecken (z.B.: Hals, Bauch, Kruppe)
Alle der Sonne zugewandten Körperteile sind besonders betroffen.
Welche Symptome treten bei Sonnenbrand auf?
Erste Symptome einer Verbrennung zeigen sich nicht unmittelbar danach, sondern erst einige Stunden später. Den Schweregrad einer durch Sonne ausgelösten Verbrennung kann man in drei Stufen einteilen:
Stufe 1: Es handelt sich um einen leichten, dezenten Sonnenbrand. Hautirritationen lassen die betroffenen Stellen leicht gerötet erscheinen. Diese Stufe ist bereits mit Schmerzen für das Pferd verbunden. Die Haut ist unter Spannung und warm bis heiß.
Stufe 2: Die verbrannte Haut ist stark rot, warm und erste Blasen und Schwellungen haben sich gebildet. Die Tiere lassen sich ungern daran anfassen. Die Kontrolle durch einen Tierarzt ist ratsam.
Stufe 3: Die Haut ist sehr stark verbrannt, extrem rot und heiß. Tiefer liegende Entzündungsherde lösen häufig Fieber aus. Die beschädigte Haut löst sich und blättert ab. Offene Wunden können entstehen und einen neuen Infektionsherd bilden. Ein Tierarztbesuch ist unumgänglich. Häufig fühlen sich die Tiere schlapp, matt, enrgie- und kraftlos und machen einen krankhaften Eindruck.
Was hilft gegen Sonnenbrand?
Sonnenbrand-Prävention
Im besten Fall sorgt man dafür, das ein Sonnenbrand gar nicht erst zu Stande kommt. Folgende Tipps können euch dabei helfen, euer Pferd bestmöglich im Rahmen alles Machbaren vor der Sonne zu schützen:
- Sorge dafür, dass ausreichend Schattenplätte auf Koppeln und Paddocks vorhanden sind. Optional bietet sich auch ein großer Unterstand gut dafür an.
- Kurze intervallweise Koppelgänge können helfen, wenn keine Schattenmöglichkeiten gegeben sind.
- Wenn es die Anlage und Betreuung ermöglicht, können die Koppelgänge auf die Morgenstunden, Abendstunden und die Nacht verlegt werden. So bleiben sie geschützt vor den sonnenreichsten Stunden zur Mittagszeit.
- Achte darauf, dass dein Pferd genügend Wasser zur Verfügung hat. Über die warmen Sommertage hinweg haben sie einen erhöten Bedarf an Wasser. Kein oder kaum Wasser kann in Verbindung mit extremer Hitze und wenig Schatten zu Überhitzung und einem Hitzeschlag führen.
- Ausritte in den Wald eignen sich gut, um der prallen Sonne zu entkommen. Der frische Wald tut Reiter als auch Pferd gut.
- helle, rosane Stellen könne mit Sonnencreme mit mind. Lichtschutzfaktor 30 eingeschmiert werden. Sie muss parfüm- und konservierungsmittelfrei sein. Ebenso dürfen keine ätherischen Öle darin enthalten sein. Oft reicht einmal einschmieren pro Koppelgang nicht. Die entsprechenden Hautstellen müssen mehrmals über den Tag verteilt eingeschmiert werden, um den gewünschten Schutz zu erlangen.
- Bei längeren Ausritten, die nicht durch den Wald führen, empfiehlt es sich, dem Pferd eine schützende Maske oder eine Schutzhaube für Maul und Nüstern aufzusetzen, um das Pferd vor der Sonne zu schützen.
- Bedenke die Wahl von Ölen mit Sorgfalt, denn einige Öle reflektieren die Sonnenstrahlen schneller und intensiver. Kokosöl bewährt sich gut zum Schutz vor Insekten, kann aber unter intensiver Sonneneinstrahlung negativ wirken.
- Eine Fliegen- oder im besten Fall UV-Schutzmaske schützt den gesamten Kopf. Viel dieser Masken haben eine angebrachte Haube, die auch das Maul bedeckt. Solche Maulhauben gibt es auch einzeln zu erwerben. Man bringt sie mit enem Klettverschluss an der Trense oder dem Halfter an. Einige Pferde zerstören leider sehr schnell solche Hauben, da sie daran herumspielen oder auf der Koppel an Zweigen, Ästen, Sträuchern und Ähnlichem hängen bleiben.
- Einfache Hufglocken aus Neopren schützen die Fesselbeuge vor Verbrennungen. Sonnencreme hält an dieser Stelle äußerst schlecht.
- Bei besonders sonnebrandgefährdeten Pferden, die zudem eine wenig pigmentierte Haut besitzen, bietet sich eine Ganzkörper-UV-Schutz-Decke an. Diese ist relativ leicht und besitzt Luftdurchlässige Löcher, damit das Pferd darunter nicht „zu Tode schwitzt“. Sie besitzen ein individuell verstellbares Halsteil, das man bei Bedarf auch entfernen kann. Von Genick bis Schweifrübe ist der gesamte Körper bestmöglich geschützt.
Was tun, wenn die Haut verbrannt ist?
Leidet das Tier an einem Sonnenbrand, empfiehlt es sich, den direkten Kontakt mit der Sonne zu vermeiden. Eins, zwei Stunden Koppelgang in den Morgenstunden sind ok, solange die Sonne noch nicht zu stark geworden ist. Schatten ist äußerst wichtig, genauso wie ausreichend Wasser, da die Tiere in den meisten Fällen dann dehydriert sind.
Kühlen: Die Haut kann man mit kühlem Wasser, feuchten Umschlägen, Quarkumschlägen und Kühlgel beruhigen und kühlen. Eis und Kühl-Packs aus dem Gefrierschrank führen oft zu Kälteverletzungen und sind nicht geeignet.
Pflegen: Nach der Kühlung muss man dafür sorgen, dass sich die zerstörten Hautareale regenerieren. Keinesfalls darf man die betroffenen Stellen mit fetthaltigen Salben beschmieren! Dadurch kann die angestaute Hitze nicht entweichen und mögliche Entzündungen verschlechtern sich. After -Sun-Lotin beruhigt die betroffenen Stellen. Dexpanthenol (oder auch Panthenol oder Provitamin B5 genannt) spendet Feuchtigkeit und pflegt die gereitzten Stellen optimal. Juckreitz und das bekanntliche Brennen auf der Haut wird sehr gut durch Aloe Vera Gel oder Propolis Gel gelindert. Eine Wund- und Heilsalbe darf in der Stallapotheke nicht fehlen.
Bei tiefen, aufgerissenen Wunden, empfiehlt es sich, den Tierarzt zu kontaktieren.
Geheim-Tipp:
Sowohl zur Prävention, als auch zur Behandlung bei Sonnenbrand eignet es sich, gefährdete oder betroffene Stellen mit Heilerde-Paste zu behandeln. Die Paste ist in Drogeriemärkten oder Apotheken erhältlich. Dabei muss die Paste schön dick auf die Hautstellen aufgetragen werden. Über den Tag hinweg trocknet die Heilerde ein, kühlt und schütz vor den Sonnenstrahlen. Hat das Pferd bereits Sonnenbrand, kann die Heilerde vorsichtig auf die betroffenen Stellen gegeben werden. Sie kühlt, beruhigt die Haut und beschleunigt den Heilungsprozess, da sie von innen heraus den Entzündungsherd bekämpft. Neben den positiven Effekten der Heilerde, führt sie zu Trockenheit der Haut. Eine nachfolgende Behandlung mit feuchtigkeitsspendenden Lotions ist empfehlenswert.
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