Richtig impfen – so hat dein Pferd den besten Schutz
Pferdegerechte Haltung und Fütterung sind das A und O für ein leistungs- und lebensfähiges Pferd. Aber auch Impfungen in regelmäßigen Abständen sind von großer Wichtigkeit. Denn wer kennt es nicht: Der Frühling kündigt sich an und auch die Turniersaisong fährt auf Hochtouren. Das Pferd schnell mal auf den Hänger aufgeladen und ab geht’s zum Training, Wochenendlehrgang oder zum entspannten Ausritt in den Stall der Freundin. Von einem Turnier zum Nächsten und damit auch von einem Stall zum anderen. Oder im Winter, wenn man keine eigene Halle hat. Dann kann man schonmal das Pferd aufladen und fürs Training zur nächsten Reithalle fahren. In allen Ställen kommen und gehen Pferde. Sie sind erhöhten Stressbedingungen ausgesetzt und unterliegen einer größeren Wahrscheinlichkeit, sich mit Krankheitserregern zu infizieren. Aus diesem Grund sind regelmäßige Impfungen ein Muss für jedes Pferd, um das Immunsystem der Tiere kontinuierlich unterstützen zu könne.
Was wird beim Impfen gemacht?
Jedes Tier, und damit auch Pferde, haben ein Immunsystem. Es schützt sie vor diversen Bakterien und Vieren die nur so darauf warten, in den Körper zu gelangen. Es bildet sich ein System aus Antikörpern und Abwehrzellen, die das Eindringen bestimmter Fremdkörper verhindert. Zudem bilden sich u.a. auch sogenannte Gedächtniszellen. Sie speichern den „Code“ bestimmter Viren und Bakterien und erkennen sie dementsprechend auch viele Jahre später wieder. Damit wird teilweise ein langjähriger Schutz gegen bestimmte Krankheitserreger gewährleistet. D.h., eine Impfung trainiert sozusagen die Abwehr bestimmter Erreger.
Wie funktioniert das Impfen?
In der Regel beginnt ein wirksamer Impfstoff mit der Grundimmunisierung. Diese besteht in den meisten Fällen aus drei aufeinanderfolgende Impfungen in festgelegten Abständen. Konnte diese erfolgreich beendet werden, sind Auffrischungsimpfungen empfehlenswert. Je nach Wirkstoff können die Abstände zwischen den Impfungen variieren. Bei Fohlen sollte man stets darauf Achten, dass die Grundimmunisierungen der drei Hauptimpfungen Herpes, Tetanus und Influenza nicht vor dem 6. Lebensmonat erfolgen. Manchmal kann es passieren, dass Auffrischungsimpfungen versäumt werden. In diesem Fällen ist es meist nicht umgänglich, noch einmal mit der Grundimmunisierung zu beginnen. Denn sie ist die Grundvoraussetzung für ein gesundes und starkes Immunsystem.
Die Tetanus-, Influenza- & Herpesimpfung im Überblick
Wir stellen die wichtigsten Impfungen vor.
Tetanus-Impfung
Die Tetanus-Impfung ist eine PLICHTIMPFUNG!!
Grundimmunisierung
1. Impfung: Bei Jungpferden im Alter von 6 Monaten
2. Impfung: 4 – 6 Monate nach erster Impfung
3. Impfung: 12 – 14 Monate nach der zweiten Impfung
Auffrischungsimpfung
Je nach Impfstoffhersteller können die Abstände variieren. Jedoch ist es empfehlenswert, im Abstand von 1 bis 3 Jahren die Tetanus-Impfung aufzufrischen.
Das ist wichtig, darüber zu wissen:
- Tetanus wird auch Wundstarrkrampf genannt
- Ist eine bakterielle Infektion (Bakterium: Clostridium tetani)
- Bildung eines Neurotoxins führt zur Schädigung muskelsteuernder Nervenzellen
- Führt häufig zum Tod
- Das Bakterium kommt fast überall in der Umwelt vor, v.a. im Boden
- Infizierung über offene Wunden
- Besonders Pferde sind anfällig für das Toxin dieses Bakteriums
- Wird nicht gegen Tetanus geimpft, verstößt man gegen das Tierschutzgesetz
- Nur die Tetanus-Impfung bietet optimalen Schutz gegen eine Erkrankung an Tetanus
- Auf Grund wissenschaftlicher Erkenntnisse wurde herausgefunden, dass die meisten Influenza-Wirkstoffe weit über die Zeit des vom Impfstoffhersteller angegebenen Intervalls wirksam ist. Mithilfe eines Schnelltests kann Klarheit darüber geschaffen werden. Nach erfolgreich abgeschlossener Grundimmunisierung kann der Zeitraum der nächsten Auffrischungsimpfung mit dem Schnelltest genauer bestimmt werden. Jedoch immer unter Absprache mit dem Tierarzt!!
Influenza-Impfung
Die Tetanus-Impfung ist eine PLICHTIMPFUNG!! Sie ist die wichtigste Impfung für alle Pferde.
Grundimmunisierung
1. Impfung: Bei Jungpferden im Alter von 6 Monaten
2. Impfung: 4 – 6 Monate nach der ersten Impfung
3. Impfung: 5 – 6 Monate nach der zweiten Impfung
Auffrischungsimpfung
In der Regel erfolgt eine Auffrischungsimpfung immer halbjährig. Bei Pferden, die jedoch nicht aufs Turnier gehen und auch sonst keiner so großen Infektionsgefahr ausgesetzt sind, reicht eine jährliche Auffrischung des Impfstoffes völlig aus.
Das ist wichtig, darüber zu wissen:
- Influenza ist eine Virus-Erkrankung des gesamten Atemapparates
- Ist hoch ansteckend
- Gefährdet ganze Bestände àa. nicht korrekt geimpfte Pferde sind betroffen
- Symptome: starker Husten, Fieber, Nasenausfluss, geschwollene Lymphknoten
- Führt im Extremfall zu chronischem Husten und bleibenden Schäden der Atemwege
- Influenzaviren sind weltweit verbreitet
- Influenzaviren verändern ihre immunogenen Eigenschaften von Zeit zu Zeit à Deshalb werden immer wieder die Viren betroffener Tiere untersucht, um den Impfstoff optimal anpassen zu können
- Influenza-Impfpflicht im Turniersport:
- Auffrischung alle 6 Monate
- Damit wird die Ausbreitung von Influenzaviren verhindert. Sonst wird der Erreger von einem Stall in den nächsten geschleppt.
Herpes-Impfung
Die Herpesimpfung ist empfehlenswert – aber kein MUSS. Laut FN wurden nur 20 – 30% der Pferde gegen Herpes geimpft.
Grundimmunisierung
1. Impfung: Bei Jungpferden im Alter von 6 Monaten
2. Impfung: 4 – 6 Wochen nach der ersten Impfung
3. Impfung: 5 – 6 Wochen nach der zweiten Impfung
Auffrischungsimpfung
In de Regel wird die Herpes-Impfung halbjährig aufgefrischt.
Das ist wichtig, darüber zu wissen:
- Auf der ganzen Welt gibt es mehrere verschiedene Herpesviren
- Die Infektion verläuft latent à bedeutet: auch wenn ein infiziertes Pferd nicht erkrankt, ist es trotzdem der Überträger und trägt den Virus über einen langen Zeitraum in sich
- Für die Impfung relevante Herpesviren sind:
- EHV (Equines Herpesvirus) 1 à verantwortlich für Virus-Abort; kann in seltenen Fällen auch eine neurologische Verlaufsform hervorrufen
- EHV4 à verursacht Atemwegsinfektionen, vorrangig bei abgesetzten Fohlen und jungen Pferden
- Einmal mit Herpes infizierte Pferde bleiben ein Leben lang Virusträger à Das trifft auf 80% aller Pferde weltweit zu
- In Dtl. gibt es 2 Impfstoffe gegen Herpesviren à zum einen ein abgeschwächter Lebendimpfstoff (EHV1) und ein Kombinationsimpfstoff aus EHV1 und 4
- Im Gegensatz zur Influenza- und Tetanusimpfung kann die Herpes-Impfung die Infektion und den Ausbruch der durch die Herpesviren hervorgerufenen Krankheiten nicht 100%ig verhindern à nur eine Abmilderung ist möglich
- Impfung gegen Herpes ist ein wichtiger Bestandteil der betriebshygienischen Maßnahmen
- Es sollten möglichst alle Pferde eines Bestandes dagegen geimpft sein, um flächendeckenden Schutz zu gewähren
- Bei der Grundimmunisierung sollte stets der gleiche Impfstamm verwendet werden
In bestimmten Teilen Deutschlands ist auch die Tollwut-Impfung und Impfungen gegen Pilze empfehlenswert.
Wichtig ist, dass die vorgegebenen Impf-Intervalle eingehalten werden. Nur gesunde und parasitenfreie Pferde sollten geimpft werden um eine optimale Immunantwort zu erreichen. Aus diesem Grund wird das Pferd in der Regel vor dem Impfen untersucht. Auch Entwurmungskuren sollten schon vor den Impfungen erfolgt sein. Nach einer Impfung sollte man ein paar Tage das Pferd nur leicht bewegen…
Was du bei Impfungen beachten solltest
- Veruche unnötigen Stress für dein Pferd rund um den Impftermin zu vermeiden.
- Vermeide hartes Training vor und nach der Impfung. Die damit verbundene Kortisol-Ausschüttung beim Pferd kann die Wirkung des Impfstoffes hemen.
- Führe keine Wurmkur kurz vor und nach dem Impfertermin durch. Das Immunsystem deines Pferdes kann sonst überfordert sein.
- Lasse nur gesunde Tiere impfen. Tiere mit einem geschwächten Immunsystem können den Impfstoff nicht richtig verkraften und es kann zum Ausbruch der Krankheit kommen.
- Kombi-Impfungen besprichst du mit deinem Tierarzt – nicht alle Impfungen passen auch zusammen.
- Für Fohlen gelten besondere Impf-Regeln – Frage deinen Tierarzt.
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