Huforthopädie – was du wissen solltest:

WAS ist Huforthopädie?

Die Huforthopädie ist die Bearbeitung und Pflege von Hufen der Pferde und Esel auf Grundlage der Planung des Hornabriebes und der Beseitigung von Hebeln, die zu einer negativen Deformation der Hufkapsel führen.

Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen Bearbeitungstheorien ist die Beibehaltung der Stellung von Sehnen und Gelenke vor und nach der Hufbehandlung, das heißt es findet keine abrupte Stellungskorrektur statt. Hauptaugenmerk liegt bei der Huforthopädie auf der Verbesserung des Hufzustandes so, dass der Huf komplett Last tragen kann und die Last der Pferdegewichts sich nicht negativ in Form von möglicher Verformung der Hufkapsel auswirkt.

Der Huforthopäde arbeitet also anderes, als du dir wahrscheinlich unter dem Oberbegriff Orthopädie vorstellst. Er nimmt die Anatomie als Grundlage des Möglichen und arbeitet im physiologischen Rahmen des Hufes.

Da die untersten Gelenke, wie Hufgelenk, Krongelenk, Fesselgelenk, Karpalgelenk und Sprunggelenk bei den Hinterbeinen,  Scharniergelenke bzw. zusammengesetzte Gelenke sind, haben sie keine seitlichen Verkippungen, das heißt, sie können keine Bodenunebenheiten in der medio lateralen

Achse ausgleichen im Gelenk  bzw. haben nur ein minimales Spiel was die seitliche Verkippung angeht.

Natürlich gibt die Hufkapsel eine gewisse Flexibilität her, ist aber  über Strukturen ziemlich fest an dem Hufbein verbunden und gibt somit wenig Spielraum für eine „Stellungskorrektur“.

Huforthopäden korrigieren nicht die Stellung. Sie gleichen den Huf analog bzw. „ebenbürtig“ der Anatomie, also dem Hufbein und der angrenzenden Strukturen, an. Auch wenn das manchmal für den Betrachter nicht unbedingt gerade aussieht, so ist das dennoch bequemer fürs Pferd. So wie „gut eingelaufene Wanderschuhe“. Die fühlen sich bequem und gut an.

Huforthopädie ist nicht oberflächlich, sie geht vielmehr in die Tiefe der Anatomie. Viele Faktoren, wie zum Beispiel die Nutzung des Pferdes und der Untergrund auf dem das Pferd läuft, sind zu beachten und in der Bearbeitung mit einzubeziehen.

Der Huf eines Pferdes ist sein Spiegel und sagt viel über Stoffwechselerkrankungen, über das Immunsystem, Blutungen, Mineralmangel oder über eventuelle Leberprobleme aus. An der Struktur und an der Hufbeschaffenheit lassen sich Defizite und Erkrankungen erkennen.

Die Huforthopädie setzt sowohl am Huf und auch am allgemeinen Wohlbefinden des Pferdes an.

 

WANN merke ich, dass mein Pferd Huforthopädie braucht?

Bei allen Entzündungen rund um den Huf, bei Lahmheit und stoffwechselbedingten Krankheiten, wie z. B. Hufrehe, empfiehlt es sich einen Huforthopäden hinzuzuziehen.

 

WAS kostet mich eine Huforthopädie?

Selbstverständlich richtet sich der Preis immer nach Aufwand der Behandlung, Behandlungsdauer, Behandlungsrhythmus, Anfahrtskosten, Verbandsmaterial  und anderen Faktoren. Du kannst aber  zwischen 50,00 bis 100,00 Euro für eine Behandlung einplanen.

Ein ordentlicher Huforthopäde achtet darauf, dass dein Pferd während der Behandlung unter Umständen Zeit braucht, zur Schmerzmitteleinwirkung, zur Schmerzreduzierung oder alters- bzw. schmerzbedingt nicht so lange aufhalten kann. Gleichgewichtsstörungen oder Kraftmangel müssen bei einem, eventuell auch kranken, Pferd mit der nötigen Ruhe und Zeit Beachtung finden.

WIE läuft eine Huforthopädie ab?

Wir haben eine Expertin der Huforthopädie befragt. Folgende Arbeitsweise zeichnet eine gute Huforthopädie aus.

Beim ersten Termin werden der Allgemeinzustand des Pferdes geprüft (Rücken, Zähne), der Bewegungsablauf wird untersucht und die Hufsituation analysiert. Beim ersten Mal werden grundsätzlich Bilder der Hufe aus mehreren Ansichten (z. B. von vorne, seitlich und der Sohle) vorgenommen sowie vom gesamten Pferd und von beiden Vorder- und Hinterhufen. Weiterhin werden je nach Hufsituation die Hufe in regelmäßigen Abständen jeweils vor und nach der Hufbearbeitung weiter in Huftagebüchern dokumentiert und auf Wunsch zur Verfügung gestellt. Damit können Veränderungen am Huf verfolgt werden sowie besteht die Möglichkeit mit Kollegen bei Schwierigkeiten Rücksprache zu halten. Ganz nach dem Motto: man lernt nie aus und man lernt auch viel von anderen.

Weiterhin werden beim ersten Mal die Hufknorpel und die Sohle abgetastet. Danach findet die Hufbearbeitung nach huforthopädischen Gesichtspunkten unter Beachtung der zukünftigen Nutzung des Pferdes statt. Eventuell hat der Besitzer Röntgenbilder und Atteste von Hufkrankheiten aus der Vergangenheit vorliegen. Nach der Hufbearbeitung wird das Pferd ein weiteres Mal vorgeführt um evtl. Veränderungen im Gangbild zu kontrollieren und zur Überprüfung des Gangverhaltens nach der Hufbearbeitung.

Eine Hufbearbeitung dauert in der Regel zwischen 45 und 90 Minuten.

 

Du interessierst dich mehr für Huforthopädie oder willst sogar Huforthopäde werden?

Huforthopädie ist kein geschützter Begriff. Eine gute Ausbildung und Expertenregistrierung findest Du hier: http://www.dhgev.de/

Die Gründerin und Expertin Konstanze Rasch hat zusammen mit Jochen Biernat ein Buch geschrieben. Du willst mehr wissen, dann ist das Buch ein Tipp für dich: „Der Weg zum gesunden Huf“

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Antje Müller

Ich bin Antje Müller, Ihr zertifizierter HORSE ASSISTED COACH. … Coach aus Leidenschaft und Expertin für wirksame und nachhaltige PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG. Mein außergewöhnliches Coachi...

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