Borreliose beim Pferd

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Mit dem Sommer kommt wieder die Zeckensaison und somit steigt die potentielle Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern auf das Pferd.

Im Folgenden werden einige Fragen zum Thema Borreliose von Dr. Uwe Hörügel von der Sächsischen Tierseuchenkasse beantwortet.

Wie häufig ist Borreliose bei Pferden im Vergleich zum Menschen und zu anderen Tieren?

Mit dem Begriff Borreliose ist eine durch Zecken übertragene Erkrankung gemeint, die durch den bakteriellen Erreger Borrelia burgdorferi hervorgerufen wird. Da die Diagnose sehr schwierig zu stellen ist, gibt es weder beim Menschen noch bei Tieren verlässliche Zahlen über das Vorkommen. Natürlicherweise ist das Lebewesen am meisten gefährdet, das am häufigsten von Zecken befallen wird. Dazu gehören in erster Linie Hunde und Pferde. Anhand von serologischen Studien, d.h. von Messungen der Antikörper gegen die Borrelien, kann abgeschätzt werden, welche Lebewesen am häufigsten Kontakt mit dem Erreger hatten. So gibt es Studien aus Deutschland, in denen beim Menschen 11 %, beim Hund 16 – 36 % und beim Pferd 16 – 30 % der untersuchten Blutproben Antikörper aufwiesen. Hierbei existieren aber regionale Unterschiede. Bei Schafen und Rindern scheint eine Borrelien-Infektion meist einen asymptomatischen Verlauf zu nehmen und Wildtiere zeigen interessanterweise selbst bei starkem Zeckenbefall keine Symptome.

Wie werden Borrelien übertragen?

Die Hauptwirte der Zecken sind Wildtiere wie Mäuse und Hirsche. Bei ihnen stecken sich vor allem die Zeckenlarven mit Borrelien an. Alle 3 Entwicklungsstadien der Zecken (Larve, Nymphe, erwachsene Zecke) können den Erreger übertragen. Die Zecken lauern dem Wirt im Gras oder Gestrüpp auf und werden abgestreift oder lassen sich fallen. Sie reagieren dabei auf Vibrationen, Gerüche und Wärme. Von den Larven sind in Deutschland ca. 6 % und von den erwachsenen Zecken 15 -20 % mit Borrelien infiziert. Es ist allerdings notwendig, dass die mindestens 24-48 Stunden am Wirt fixiert ist – erst dann ist sie in der Lage die Borrelien „erfolgreich“ zu übertragen. Die Bakterien müssen zunächst vom Darm der Zecke in deren Speicheldrüsen einwandern.

 

Wie kann Borreliose am sichersten diagnostiziert werden?

Ob ein Pferd Kontakt mit Borrelien hatte, ist mittels einer Blutuntersuchung auf Antikörper gegen Borrelia burgdorferi relativ einfach  festzustellen. Schwieriger zu diagnostizieren ist, ob ein Pferd aktuell mit Borrelien infiziert ist. Die Höhe des Spiegels der spezifischen Antikörper korreliert beim Pferd nicht mit dem klinischen Befund. Deshalb muss die Diagnostik immer unter Berücksichtigung der feststellbaren, klinischen Veränderungen erfolgen. Bei Verdacht auf eine akute Infektion, kann versucht werden, den Erreger aus Blut, Urin, Rückenmarksflüssigkeit, Gelenkflüssigkeit oder Hautproben direkt nachzuweisen. Das kann entweder durch den Nachweis von Erbsubstanz des Erregers oder durch die noch viel schwierigere Anzüchtung der Bakterien im Labor erfolgen. Eine eindeutige Diagnose der Lyme-Borreliose am lebenden Pferd ist problematisch bis spekulativ. Lediglich bei der Sektion mit deutlichen Veränderungen an den Organen und entsprechendem Nachweis von Borrelien ist eine Diagnose mit größerer Sicherheit zu stellen.

Kommt es bei vorhandenen Antikörpern gegen Borrelien immer zu einer Erkrankung?

Nein, ein Großteil von Pferden hat Kontakt mit Borrelien und bildet Antikörper, ohne jemals Symptome einer möglichen Borreliose zu zeigen. Auf der anderen Seite zeigten Ponys, die experimentell mit Borrelia burgdorferi infiziert wurden, keine Symptome einer Erkrankung. Da Pferde auf der Weide häufig von Zecken befallen werden, muss aufgrund der unter 2. dargestellten Befallshäufigkeit der Zecken mit Borrelien grundsätzlich mit einer Erregerübertragung gerechnet werden. Warum allerdings einzelne Pferde daran erkranken und ein Großteil nicht, ist bisher ein ungeklärtes Phänomen.

Welche Symptome können auf eine Borreliose hinweisen?

Eine Vielfalt von Symptomen wie:

  • leicht erhöhte Körpertemperatur,
  • Hautveränderungen an der Einstichstelle der Zecke,
  • Steifheit und Lahmheit in mehr als einer Gliedmaße,
  • Muskelschmerzen,
  • Überempfindlichkeit,
  • Schläfrigkeit,
  • Herzerkrankungen,
  • Verhaltensänderungen,
  • Ataxie
  • und Augenentzündungen

werden mit der Borreliose in Verbindung gebracht. Es gibt allerdings keine typischen Krankheitsanzeichen. Hohes Fieber und Schwellungen an den Gliedmaßen werden oft der Borreliose zugeordnet. Allerdings handelt es sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit eher um eine Infektion mit einem weiteren Bakterium (Anaplasma phagozytophilia), da viele Zecken sowohl mit Borrelien als auch mit Anaplasmen infiziert sind. Die Anaplasmen-Infektion verläuft beim Pferd in aller Regel komplikationslos und die Symptome klingen von alleine wieder ab.

Welche Differentialdiagnosen kommen bei diesen Symptomen noch in Betracht?

Ausgeschlossen werden müssen in erster Linie andere Infektionskrankheiten, die mit erhöhter Körpertemperatur einhergehen können, andere Lahmheitsursachen sowie Ursachen für neurologische Veränderungen und Augen- sowie Hauterkrankungen. Bei den Infektionskrankheiten geht es dabei in erster Linie um Equine Herpes Viren, Equine Arteritis Viren, Leptospiren sowie Babesien und Anaplasmen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die am häufigsten eingesetzten Medikamente zur Behandlung der Borreliose bei Pferden sind die Antibiotika Tetracyclin und Doxycyclin.

Wie ist der Verlauf? Wie häufig kommt es bei Pferden überhaupt zu einer chronischen Borreliose?

Nach Erkenntnissen aus experimentellen Infektionen von Ponys verbleiben die Borrelien zu meist in der Nähe des Zeckenbisses in der Haut, dem Bindegewebe, der Muskulatur, der Nerven und der Blutgefäße in der Nähe von Gelenken bzw. Sehnenscheiden. Der Verlauf der Borreliose von symptomlos über akut bis chronisch ist je nach Lokalisation der Erreger sehr unterschiedlich und hängt von der individuellen Situation des Immunsystems der betroffenen Pferde ab.

Welche Aussichten hat ein infiziertes Pferd?

Wenn ein frisch infiziertes Pferd konsequent antibiotisch behandelt wird, stehen die Chancen für eine Heilung gut. Erste Symptome wie die Rötung der Haut an der Einstichstelle der Zecke, wie sie z.B. beim Menschen auftritt (Wanderröte), werden allerdings beim Pferd nicht erkannt. Deshalb ist die Prognose einer Borreliose beim Pferd vorsichtig zu stellen.

Wie schütze ich mein Pferd, welche Vorbeugemaßnahmen kann ich treffen?

Während der Weidesaison sollten Pferde möglichst täglich nach Zecken abgesucht und die Parasiten mit einer geeigneten Zange entfernt werden. Wie oben beschrieben, können Zecken Borrelien erst nach 24-48 Stunden „erfolgreich“ auf das Pferd übertragen. Es gibt in Deutschland nur ein Mittel zur Abwehr von Ektoparasiten, das für das Pferd zugelassen ist (Wellcare-Emulsion®, Fa. Intervet). Dessen Wirkung auf Zecken ist allerdings nicht untersucht. Nach Erfahrung von Pferdehaltern soll das Zufüttern von Leinsamen auch gegen Zecken helfen. In jedem Fall muss dabei die Dosierung entsprechend der Art der Verabreichung beachtet werden! Darüber hinaus hat man festgestellt, dass auf regelmäßig abgemähten Weiden, das Zeckenvorkommen wesentlich geringer ist als auf Weiden mit hohem Gras- und Unkrautbesatz. Die Weiden sind trockener und vorhandene Zecken in geringerer Zahl mit Borrelien belastet, da wahrscheinlich weniger Mäuse vorhanden sind.

Gibt es eine Impfung gegen Borreliose für Pferde?

Zur Prophylaxe und aktiven Immunisierung von Pferden ist neuerdings ein Impfstoff erhältlich. Die als Reaktion des Pferdes auf die Impfung gebildeten Antikörper werden beim Blutsaugen von der Zecke aufgenommen. In der Zecke unterbinden sie die Borrelien-Wanderung von der Zecke in die Haut des Pferdes. Die Antikörper entfalten ihre Wirkung in der Zecke und somit außerhalb des Pferdes, so dass eine Übertragung verhindert werden soll. Für die Grundimmunisierung werden 2 Dosen im Abstand von 2-3 Wochen verabreicht und für die Auffrischung eine Dosis jährlich. Mit einem wirksamen Schutz ist etwa ab einem Monat nach der Grundimmunisierung zu rechnen.

Welche Pferde haben ein besonders hohes Risiko infiziert zu werden?

Weidepferde, die Tag und Nacht auf feuchten Standorten mit relativ hohen Gräsern gehalten werden, haben das höchste Infektionsrisiko.

Dr. Uwe Hörügel
Pferdegesundheitsdienst

Bilder: Dr. Klaus, FLI

Quelle: Sächsischen Tierseuchenkasse

Weitere Infos findest du bei der Sächsischen Tierseuchenkasse.

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