Schritt für Schritt zum entspannten Hängertraining – Pferde sicher und einfach verladen
Hängertraining mit (jungen) Pferden.
Das Verladetraining ist eines der wichtigsten Grundlagen in der Pferdeausbildung. Früher oder später wird jedes Pferd mit der Situation konfrontiert, in den engen, dunklen Hänger einsteigen zu müssen, sei es, um aufs Turnier, Kurse oder in den Urlaub zu fahren. Spätestens, wenn das Pferd akut erkrankt ist und in die Klinik muss, zählt jede Minute und das Verladen muss reibungslos und zügig funktionieren. Nicht selten sterben Pferde im Stall infolge einer Kolik oder andern, schwerwiegenden Verletzungen, nur weil sie nicht in den Hänger einsteigen. So weit darf es nicht erst kommen!
Viele Pferdebesitzer setzen voraus, dass sich ihre Pferde anständig verladen lassen. Doch das ist keine eine Selbstverständlichkeit. Geht die Hängerklappe auf, wird sicher kein Pferd „Juhu, Pferdehänger…“ schreien. Denn er ist dunkel, eng und in einer Notsituation ist das Fluchttier Pferd hilflos ausgesetzt, was sich in Stress und Panik äußert. Hat das Pferd eine solche traumatische Erfahrung erlebt, gestaltet sich das erneute Einsteigen in den Hänger umso schwieriger. Das gewaltsame „Hineinzwängen“, Anschreien, Ziehen und Zerren bewirkt in der Regel genau das Gegenteil von dem, was wir eigentlich wollen. Das Pferd verliert das Vertrauen in uns, hat Angst, Stress und wird mit voller Kraft gegen uns arbeiten, als würde es um sein Leben bangen.
Um derartige Szenarien von Anfang an zu vermeiden, ist regelmäßiges Hängertraining ganz wichtig. Bereits im Jungpferdealter bietet es sich an, Hängertraining in den Alltag einzubauen. So wird unter anderem auch das Fohlen-ABC optimal ergänzt. Denn nicht nur große Pferde können sich verletzen. Auch die kleinsten Sprösslinge können es beim ausgelassenen Spiel auf der Koppel übertreiben und müssen vielleicht in die Klinik.
Schau dir dieses Video an! Die Jährlinge Sternchen und Snow zeigen was Hängertraining bewirken kann. Wir sind stolz auf die beiden.
Der passende Ort
Wähle für die ersten Trainingseinheiten einen Ort, den dein Pferd kennt und dem es sich sicher fühlt. Das kann in der Reithalle, vor der Reithalle oder auf großen, gut einsehbaren Plätzen sein. Stelle sicher, dass der Untergrund gut befestigt ist und der Pferdehänger (inkl. Auto!) möglichst nicht bergab steht. Sonst kann es womöglich passieren, dass die Hängerklappe nicht geöffnet bleibt und von selber zugeht. Hänge UNBEDINGT den Hänger ordnungsgemäß an ein Auto mit Hängerkupplung, denn sonst kippelt der Hänger. Im schlimmsten Fall kann er wegrollen. Das umliegende Gelände um den Hänger herum soll frei von Unfallgefahren sein, dass sich dein Pferd in einer unsicheren Situation nicht verletzt, wenn es von der Hängerklappe herunter oder daneben tritt.
Das passende Equipment
Ein gut sitzendes, festes Halfter ist beim Hängertraining besonders wichtig. Es darf nicht herunterrutschen, wenn das Pferd gegen zieht. Wenn das Halfter gut passt, kommen die Hilfen des Menschen viel besser an. Optional geht auch ein Knotenhalfter. Es muss aber, genau wie das richtige Halfter, gut sitzen und darf nicht rutschen. Ein flauschiges Lammfell-Halfter eignet sich nicht für das Hängertraining, da es sich viel zu leicht herunterziehen lässt.
Am Halfter ist ein robuster, etwas längerer Führstrick, ein Bodenarbeitsstrick oder eine Longe mit einem normalen Karabiner befestigt. Arbeite NICHT mit einem Panikhaken! Dieser öffnet sich, wenn das Pferd gegen zieht. Gerade bei unerfahrenen oder jungen Pferden wirkt sich das negativ auf das Training aus, denn wenn sich das Pferd erschreckt oder zu eilig aus dem Hänger stürmt, kann sich der Haken lösen und das Pferd rennt weg.
Mit einer Gerte oder einer kurzen Fahrpeitsche kannst du gezielten Druck von hinten aufbauen und du musst nicht ziehen, um das Pferd zu einer Vorwärtsbewegung zu animieren. Sanft touchierst du den Po deines Pferdes.
Bandagen, Gamaschen und Co schützen die Beine des Pferdes vor möglichen Verletzungen im Anhänger. Aber Achtung – wenn das Pferd Bandagen, Gamaschen oder Hufglocken nicht kennt, können diese Utensilien das Pferd womöglich vom eigentlichen Hängertraining ablenken und verunsichern. Rutschen die Gamaschen, sind sie sogar eine Gefahrenquelle. Nutze nur DAS Equipment, was das Pferd auch wirklich braucht. Wenn es später ruhig auf dem Hänger steht, braucht es meiner Meinung nach keine Gamaschen und Ähnliches (beim Hängertraining).
Hufglocken schützen die Hufe deines Pferdes.
Trage stets Handschuhe, wenn du das Verladen trainierst. Dein Pferd kann unsicher sein oder sich erschrecken. Wenn es dann zieht oder rückwärts aus dem Hänger rennt, ist es wichtig, dass du dein Arbeitsseil gut festhalten kannst.
Festes und sicheres Schuhwerk ist unumgänglich, denn versehentliche Huftritte sind äußerst schmerzhaft. Mit einer rutschfesten Sohle hast du einen sicheren Stand. Situationsbedingt können auch Stahlkappenschuhe sinnvoll sein. Ballerinas, Plastikschuhe, Jesuslatschen etc. sind völlig ungeeignetes Schuhwerk für das Verladetraining.
Bei sehr unsicheren Pferden bietet es sich an, einen Helm zur eigenen Sicherheit zu tragen.
Sorge für Sicherheit
Damit sich dein Pferd konzentrieren kann, muss es sich sicher fühlen. Verzichte auf unnötige Zuschauer oder lasse sie aus einiger Entfernung das Geschehen beobachten. Sorge für Ruhe, damit sich dein Pferd auf dich und den Hänger konzentrieren kann. Autos, Reitschulbetrieb, laute Musik, Traktoren, Motorräder, bellende Hunde und andere Pferde können dein ungeübtes Pferd schnell aus der Fassung bringen.
Hängertraining richtig vorarbeiten
Damit das Hängertraining später einfacher und komplikationsloser verläuft, kannst du diverse Übungen im Voraus trainieren. Sie breiten dein Pferd bestmöglich auf das Hängertraining vor.
- Dein Pferd muss halfterführig sein.
- Es muss den Gebrauch von Gerte und Peitsche kennen und darf davor keine Angst haben. Es sollte auf gezieltes Touchieren vorwärtsgehen.
- Dein Pferd muss sich anhalten und gezielt rückwärts richten lassen. Dies kann man besonders gut mit einer Stangengasse oder einem Stangen-L üben.
- Die Hängerklappe klingt meist sehr dumpf und ungewohnt für das Pferd. Vorbereitungsübungen dafür können unter anderem die Arbeit am Podest oder an der Brücke sein. In beiden Fällen haben sie einen holz- oder metallähnlichen Untergrund unter den Hufen. So gewöhnt sich das Tier an das Geräusch.
- Stärke das Vertrauen zu deinem Pferd, sodass es sich in einer Schrecksituation wohl und sicher bei dir fühlt. Du übernimmst die Führungsposition in der Pferd-Mensch-Bindung. Schrecktraining eignet sich dafür hervorragend.
- Erzwinge nichts! Arbeite spielerisch und Schritt für Schritt.
Richtig Loben
Zeitpunkt und Art und Weise des Lobs spielt eine wichtige Rolle. Arbeite Schritt für Schritt und verlange bereits am Anfang nicht zu viel von deinem Pferd. Arbeit so viel, wie das Pferd von sich aus anbietet. Danach kannst du dich stückweise hocharbeiten. Lobe dein Pferd stets dann, wenn es etwas besonders gut gemacht hat. Es muss sich bestätigt fühlen, dass das, was es macht, richtig ist. Sprich dafür deinem Pferd mit ruhigen, sanften Wörtern zu. Streichel es oder führe ein anderes Lob-Ritual durch. Lob durch Leckerli lehne ich ab, da Pferde so viel zu schnell lernen, bestimmte Dinge nur dann auszuführen, wenn es eine Belohnung in Form von Futter oder Leckerli gibt. Wenn es dann einmal kein Leckerli mehr gibt, kann es passieren, dass sich dein Pferd weigert, in den Hänger einzusteigen.
Wichtig ist außerdem, dass du dein Pferd genau in dem Moment lobst, wenn es etwas gut macht. Wenn du es erst Minuten später lobst, weiß dein Pferd schon nicht mehr, wofür du es eigentlich lobst.
Bleib stets ruhig, auch wenn einmal etwas nicht so gut klappt.
Schritt für Schritt-Anleitung zum sicheren Hängertraining
In der folgenden Bildanleitung, zeige ich an zwei Jährlings-Stuten, wie das Hängertraining aussehen kann. Beide Jungpferde sind halfterführig, kennen den gezielten Einsatz von Peitsche und Gerte und lassen sich problemlos in alle Richtungen führen. Sie kennen ebenso das Podest und die Brücke. Durch die kontinuierliche, regelmäßige Arbeit mit den beiden, besteht gegenseitiges Vertrauen. Gamaschen und Hufglocken tragen sie nicht, da sie entspannt und ruhig sind. Ich nutze einen längeren Führstrick und eine kurze Fahrpeitsche. Handschuhe trage ich nicht, da ich ihre Reaktionen sehr gut einschätzen kann und beide Pferde bereits Hängertraining kennen und gelassen arbeiten. Anfangs nutzte ich ein Bodenarbeitsseil und Handschuhe.
Beim Hängertraining plane ich immer sehr viel Zeit ein. Dadurch komme ich selbst nicht in Zeitdruck und kann tiefenentspannt mit den Tieren arbeiten. Außerdem wähle ich zu Beginn eine Zeit, wo nicht viel Trubel auf dem Hof ist, damit das Pferd beim Training nicht durch die Aktivitäten auf dem Hof abgelenkt wird. Später, wenn das Pferd bei ruhiger Umgebung sicher auf den Hänger geht, erweitere ich das Training auf eine Zeit und einen Ort, wo mehr Umwelteinflüsse wie Lärm, andere Pferde, vorbeilaufende lachende Menschen etc. vorhanden sind.
Ich zeige dem Jährling den Hänger von der Seite, damit es ihn beschnuppern kann.
Zeigt es sich unerschrocken, stelle ich es mit etwas Abstand vor die Hängerklappe.
In einem normalen Tempo laufe ich auf die Hängerklappe zu und lasse es von sich aus die Vorderhufe darauf stellen. Stoppt es, bleibe ich kurz stehen, damit es die Klappe beschnuppern kann.
Ich touchiere leicht den Po und gehe gleichzeitig vorwärts. Stehen alle vier Hufe auf der Rampe, warte ich kurz und lasse auch den Strick durchhängen, damit das Pferd diese Situation gut verarbeiten kann und der gesamte Prozess nicht in Stress ausartet.
Ganz am Anfang entferne ich die Trennwand, sodass eine größere Verladefläche entsteht.
Klappt das Verladen ohne Trennwand sicher, schiebe ich die Trennwand auf eine Seite. So entsteht ein Trichter, in dem das Pferd aber immer noch genügend Platz hat.
Erst wenn auch das Verladen mit der seitlich verschobenen Trennwand sicher klappt, baue ich die Trennwand normal ein. Um das Pferd hineinzuführen, touchiere ich ggf. wieder ein wenig am Po. Läuft es von selber hinein, muss ich gar nicht mehr so viel machen und lasse es selbstständig, ohne Druck, hineinlaufen.
Egal wie weit das Pferd im Hänger steht, wird es erst einmal ausgiebig gelobt. Die Stange hänge ich noch nicht zu. Erst wenn es von selber längere Zeit und stressfrei stehen bleibt, mache ich die Stange dahinter.
Beim Zurückführen rede ich mit einheitlichem Komando dem Pferd ruhig zu. Ich baue keinen Gegendruck auf, denn so kann es womöglich nur Angst bekommen, dass es rückwärts nicht mehr wegkommen könnte.
Bemerke ich, dass das Pferd schief rückwärts die Rampe herunter geht, drehe ich den Kopf in die Richtung, in der es schief ist. Automatisch wird es sich in die entgegengesetzte Richtung drehen. Neigt also das Pferd, links von der Rampe zu rutschen, halte ich den Kopf ein wenig nach links und es dreht den Po automatisch wieder nach rechts.
Hat das Verladen gut geklappt, wiederhole ich es einige Male auf beiden Hängerseiten und beende das Training immer dann, wenn etwas super gut geklappt hat, damit das Pferd mit einem positiven Erlebnis das Training abschließt.
Ganz wichtig
Setze dir schrittweise kleine Ziele, damit das Hängertraining immer mit einem positiven Erlebnis abgeschlossen wird. Es gibt immer wieder mal Rückschläge. Davon darf man sich aber nicht unterkriegen lassen. Kein Pferd wird von heute auf morgen vollkommen problemlos und wie von Zauberhand in den Hänger einsteigen.
Du kommst nicht weiter? Ein Trainer oder eine Trainerin kann dir helfen!
Es ist keine Schande, wenn du feststellst, dass du mit deinem Pferd beim Hänger- oder Verladetraining nicht weiter kommst. Suche dir einen Trainer (wir verlinken hier später noch Trainer), der dir helfen kann, dein Pferd sicher und vor allem entspannt zu verladen.
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