Unterwegs mit dem Pferdeanhänger

Ob du zu einem Kurs, zum Training, zum Turnier, zum Tierarzt oder in einen Urlaub mit deinem Pferd fahren möchtest, irgendwann steht ein Transport mit deinem Pferd im Pferdeanhänger an. Damit die Fahrt für Pferd und Fahrer sicher verläuft, sind einige Dinge zu beachten.

 Technische Ausrüstung des Pferdeanhängers

Damit du mit dem Pferdeanhänger fahren kannst, benötigst du einen gültigen Führerschein (BE) für PKW mit Anhänger Pflicht! Wenn du dir nicht sicher bist, ob du mit deinem Führerschein einen Pferdanhänger fahren darfst, frag in einer Fahrschule nach.

Die schweren Pferdenanhänger benötigen einen PKW mit entsprechend großer Anhängelast. Die Daten dafür, findest du im Fahrzeugschein. Wenn du dir nicht sicher bist, frage in einer Autowerkstatt oder einem Autohaus nach.

Bedenke, dass du eventuell auf Wiesen oder matschigem Untergrund fahren musst. Da hilft ein Auto mit Allradantrieb.

Ganz klar ist natürlich, dass das Fahrzeug und der Pferdeanhänger in einem technisch einwandfreien Zustand sind, TÜV und Versicherung besitzen.

Kontrolliere immer vor Antritt einer Fahrt, ob sichtbare Mängel zum Beispiel an Reifen, Bremse, Ladeklappe und vor allem, ob die Beleuchtung, Bremslicht und Blinker einwandfrei funktionieren! Die Elektrik des Hängers sollte nicht erst kurz vor dem Verladen kontrolliert werden. Falls hier Mängel sind, brauchst du eine Lösung vor Antritt der Fahrt..

Natürlich dürfen auch keine scharfen Kanten, kaputte Fußböden oder defekte Ladesicherung die Sicherheit gefährden.

Zum Sichern sollten an den Brust- und Heckstangen Sicherheitsstifte (Splint) vorhanden sein. Für unterschiedlich große Pferde sind höhenverstellbare Stangenhalterungen erforderlich.

Der Hänger sollte einen rutschfesten Bodenbelag in Hänger und auf der Rampe haben. Ein heller, freundlicher Innenraum mit Fenstern und einer Beleuchtung für die Fahrt bei Dunkelheit zeichnen einen guten Hänger aus. Eine Kamera im Hänger, durch die du dein Pferd während der Fahrt siehst, ist eine gute Anschaffung.

 

Sicher verladen

Wenn du nur ein Pferd transportierst, sollte es auf die linke Seite gestellt werden, um das Risiko des Umkippens zu verringern. Bei 2 Pferden kommt das schwerere Pferd nach links. Grund dafür ist, dass eine Straße fürs abfließen von Regenwasser normalerweise rechts abfällig gebaut ist.

Beim Ab- und Verladen des Pferdes darf das Pferd niemals angebunden sein, wenn die hintere Sicherheitsstange geöffnet wird! Das Pferd kann sich erschrecken oder will rauslaufen. Es würde sich, wenn es angebunden ist, nach hinten werfen, aus dem Hänger rammeln, könnte dabei mit den Hinterbeinen seitlich neben die Klappe treten und sich verletzen.

Im Pferdeanhänger sollte dein Pferd so kurz wie möglich, aber so lang, wie nötig, oberhalb der Stange angebunden sein! Das Pferd sollte entspannt stehen können, ans Heunetz kommen, aber sich nicht mit dem Kopf nach hinten drehen können. Es könnte sich sonst versuchen während der Pferd umzudrehen. Ist der Anbindestrick zu lang, besteht die Gefahr des Hineintretens. Auch darf das Pferd nicht ein zweites Pferd im Hänger beißen können.

Bedenke bitte, dass für kleinere und größere Pferde die Brust- und Heckstangen höhenverstellbar sein müssen, um ein Verkeilen oder durchlaufen unter den Stangen zu vermeiden.

Fohlen werden häufig nicht angebunden. Hier sind gesonderte wichtige Transportsicherungen einzusetzen.

Die Verriegelungen der Ladeklappe müssen unbedingt eingeklappt werden, so dass sie nicht seitlich ausstehen. Dein Pferd könnte sich schwer verletzen, wenn es mit den Hufen hängen bleibt oder darauf tritt.

Für den Schutz der Beine deines Pferdes sind Transportgamaschen zu empfehlen. Übe das Anlegen dieser vorher auch.

Eine leichte Decke (Abschwitzdecke) während der Fahrt schützt dein Pferd vor Kälte, schwitzen oder Zugluft. Manchen Pferden macht die Hängerfahrt Stress und sie schwitzen dadurch.

Kontrolliere vor Fahrtantritt, ob die Beleuchtung und die Bremsen einwandfrei funktionieren, sowie das die Hängerbremse gelöst ist und durch das Sicherheitsseil verbunden ist!

 

Stressfreies Verladen

Das Verladen deines Pferdes solltest du vor Antritt einer gemeinsamen Fahrt üben. Ein Pferd, was kaum oder noch nie auf eine Hänger gegangen, solltest mit Geduld, Ruhe und Zeit an den Hänger und an das Verladen gewöhnt werden.

Wenn du noch nie ein Pferd verladen hast, suche dir Hilfe von erfahrenen Personen. So vermeidest du Fehler, Frust und Stress eher.

Beginne erst einmal nur mit dem Auf- und Abladen auf dem heimischen Hof. Eine zweite Person zur Hilfe macht es für dich stressfreier.

Hilfreich zum Verladen sind seitliche Begrenzungen an der Aufstiegsrampe. Hast du diese nicht, kannst du auch den Hänger nah neben eine Hauswand stellen. Oft werden Longen als seitliche Begrenzung eingesetzt. Am Hänger angebracht und von einer Person gehalten.as

Manchen Pferden erleichtert es, wenn du die Mittel- bzw. Trennwand zur Seite stellst. So haben sie mehr Platz zum Einsteigen.

Die Meinungen gehen auseinander, wenn es heißt, die kleine Seitentür beim Aufladen offen zu halten. Die einen meinen, dass dadurch Platz, Sicht und Helligkeit das Einsteigen den Pferden leichter machen. Andere wiederum, sehen darin eine große Gefahr. Es gab wirklich schon Pferde, die aus dieser kleinen Tür aussteigen wollten. Das Verletzungsrisiko ist fatal.

Bei ängstlichen oder unerfahrenen Pferden kannst du ein erfahrenes verladeerprobtes zweites Pferd zuvor auf den Hänger bringen. Manchen Pferden hilft das sehr.

Klappt das Auf- und Abladen gut, fährst du erst einmal kurze Strecken. So kann sich dein Pferd an das Schaukeln, Ausbalancieren und auch Fahrgeräusche gewöhnen. Das Fressen während der Fahrt aus einem Heunetz kann Pferde gut beruhigen.

 

 

Eine angemessene Fahrweise

Für die Fahrt mit einem mit Pferden beladenen Anhänger benötigt es etwas Übung.

Das Fahrverhalten, die Bremswirkung und die Kurvenfahrten des Autos mit Hänger sind anders. Auch die (Über)Breite eines Pferdeanhängers erfordert erhöhte Aufmerksamkeit und Fahrgefühl.

Unruhige Pferde oder Seitenwind können für eine deutliche Bewegung des Hängers sorgen.

Fahre immer ruhig und vorausschauend. Bedenke dass der Bremsweg des Auto-Hänger-Gespanns länger ist und du nach Möglichkeit niemals zu stark abbremst. Langsames anfahren und sachtes langes Bremsen sind ein Muss. Ebenso eine angemessene Fahrt durch Kurven.

Ein Pferd könnte sonst gegen Gestänge und Wände gedrückt oder geschleudert werden, den Halt verlieren und sich verletzen. Die Anbindestricke sollten Panikhaken haben und mit Sicherheitsknoten befestigt werden, um im Notfall ein schnelles Öffnen zu ermöglichen.

Plane mehr Fahrzeit ein, denn mit einem Pferdeanhänger brauchst du mehr Zeit und keinen unnötigen Stress, der zu einer schnellen Fahrweise verleitet. Plane Pausen ein, um dich auszuruhen und deinem Pferd Futter und Wasser geben. Aber lade niemals dein Pferd zum Beispiel auf einem Rastplatz in den Pausen ab. Wenn du für eine längere Strecke Pausen brauchst, in denen sich dein Pferd bewegen kann, suche dir dafür einen Reiterhof auf der Route und frage dort vorher an.

Auf deutschen Straßen darfst du mit dem Pferdeanhänger außerhalb geschlossener Ortschaften maximal 80 km/h fahren. Es gibt Hänger, gegebenenfalls durch Umrüstung, mit denen du auch 100 km/h außerhalb geschlossener Ortschaften  fahren darfst.

Das Rückwärtsfahren und Einparken mit Hänger sollte unbedingt geübt werden.

 

Was du nicht vergessen solltest

  • Equidenpass des Pferdes
  • Fahrzeug- und Hängerpapiere
  • Abschwitzdecke
  • Anbindetricke (evtl. Ersatzhalfter und Stricke)
  • Wassereimer & Wasser
  • Futterschüssel & Futter, Leckerli
  • Heunetz
  • Mistboy
  • Erste Hilfe Koffer
  • Transportgamaschen
  • Kontrolle vor Fahrtantritt von Reifen, Bremsen und Beleuchtung! Bremse gelöst und Sicherheitsseil verbunden!

 

Wichtige Hinweise und Tipps

  • Beim Transport von 2 Pferden, wird das schwerere Pferd stets auf die linke Seite des Anhängers gestellt.
  • Für die Fahrt mit deinem Pferd ist Einstreu Pflicht und sogar gesetzlich vorgeschrieben, damit kein Urin oder Pferdeäpfel aus dem Hänger auslaufen bzw. rausfallen und damit die Straße verschmutzen. Außerdem sorgt der Einstreu für mehr Rutschfestigkeit.
  • Wenn das gerade und ruhige rückwärts aussteigen schwierig ist, übe das gerade Rückwärtsrichten an der Hand auf dem Reitplatz.
  • Entferne Urin und Mist immer nach einer Fahrt, denn das belastet den Hängerboden und ist hygienisch wichtig, gerade wenn der Hänger von verschiedenen Pferden genutzt wird.
  • Anbindestricke sollten Panikhaken haben und mit Sicherheitsknoten befestigt werden, um im Notfall ein schnelles Öffnen zu ermöglichen.
  • Eine ruhige, gleichmäßige und vorausschauende Fahrweise ist ein Muss!

 

Reiter im Straßenverkehr –> ein interessanter Beitrag

Einen interessanten Beitrag zum Thema „Reiter im Straßenverkehr“ findest du hier: >>Reiter im Straßenverkehr<<

 

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Antje Müller

Ich bin Antje Müller, Ihr zertifizierter HORSE ASSISTED COACH. … Coach aus Leidenschaft und Expertin für wirksame und nachhaltige PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG. Mein außergewöhnliches Coachi...

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