Verhalten im Pferdestall bei Sturm und Unwetter

Pferde und Stall vor Sturm sichern.

Pferde sind Fluchttiere – auch bei Sturm!

Pferde sind Herdentiere, Gewohnheitstiere und auch Fluchttiere. In freier Wildbahn sind Pferde potenzielle Opfer von Raubtieren. Mit ihren seitlich am Schädel sitzenden Augen haben sie einen fast vollständigen Rundumblick. Sie beobachten und scannen ihr Umfeld ganz genau und halten Ausschau nach möglichen Gefahrenquellen. Entdeckt ein Herdenmitglied ein Raubtier oder eine andere Gefahrenquelle, handelt es instinktiv. Die Hauptverteidigungsstrategie bei Gefahren ist die Flucht. Ergreift ein Pferd aus der Herde die Flucht, flüchten meist alle anderen Pferde auch, obwohl sie die Gefahr noch nicht einmal wahrgenommen haben.

Bei Sturm kann das Pferd die Gefahr nicht eindeutig lokalisieren, da sich bei hohen Windgeschwindigkeiten die Windgeräusche mit anderen Geräuschen vermischen. Wichtig ist also zu wissen: Je mehr Wind desto stärker und lauter sind die Geräusche, die der Wind macht. Je lauter diese Geräusche sind, desto weniger kann das Pferd die Geräusche separieren und den ihm bekannten Gefahren zuordnen.

 

Wie verhalten sich Pferde in ihrer gewohnten Umgebung?

Egal ob frei lebende Wildpferde oder Pferde im menschlichen Umfeld, das Grundverhalten der Tiere ist überall gleich. Pferde verschaffen sich sowohl visuell als auch akustisch einen Überblick von ihrem näheren Umfeld, wo sie leben. Sie wissen ganz genau wie ihre Umgebung aussieht. Sie kennen jeden Baum, jeden Strauch, jeden Stein, jeden Weg, jeden Zaun und jeden Gegenstand, der irgenwo herumsteht. Sie wissen ganz genau, wie sich das Rascheln der Blätter, das Knarren der Holztore, das Rauschen der Bäume im Wind und das Knacken der Stromleitungen anhört. Sie erstellen sich so eine mehrschichtige Karte aus ihrer Umgebung, die sie fest im Gedächtnis behalten. So fühlen sich Pferde sicher. Zudem sind sie Fluchttiere und müssen ständig ein 3D-Bild ihrer Umgebung vor Augen haben.

 

Warum reagieren Pferde so empfindlich und schreckhaft auf Wind?

Pferde nehmen im Gegensatz zu uns Menschen viel leisere und auch höhere Töne wahr. Was wir als Menschen kaum wahrnehmen und als unscheinbaren Ton im Hintergrund registrieren, ist für das Pferd ein entscheidender Ton, der darüber entscheiden kann, ob es flüchten soll oder nicht. Während Menschen Töne im Frequenzbereich zw. 20 und 20.000 Herz hören, registrieren Pferde Töne im Bereich zw. 60 und 38.000 Herz. Sie hören also im übertragenen Sinn die Regenwürmer husten.

Wind oder auch Sturm ist immer verbunden mit einer neuen Geräuschkulisse. Bereits bekannte Geräusche wie das Klappern der Schubkarre, die quitschenden Sohlen der Gummistiefel, das Platschen der Pfützen, das Leuten von Windspielen, das Knarren von Schlössern, das Rascheln von Laub und Ähnliches, werden durch Wind und Sturmböen verstärkt. Hinzu kommen neue Geräusche wie das Abbrechen von Ästen, umstürzende Bäume, knallende Fensterscheiben, das Pfeifen des Windes, das Herunterprasseln von Starkregen, flatternde Fahnen und umstürzende Kinderspielsachen. Mit dem windzugewandten Ohr hört das Tier Geräusche-Fasching und mit dem windabgewandten Ohr nimmt es bereits bekannte Töne wahr. Zwischen all den ganzen Tönen und Geräschen können Pferde nur sehr schlecht entscheiden, welche Tönen wichtig sind und welche nicht. Ist die Umgebung sicher? Muss ich flüchten? Da ist klar, dass Pferde in solche Situationen sehr verunsichert sind, nervös werden und vor allen möglichen Dingen erschrecken. Umso wichtiger ist es, Ihnen Sicherheit zu bieten.

 

Vorbereitungen auf den Sturm

Eine gute Vorbereitung auf Unwetter und Sturm ist das A und O zur Gewährung bestmöglicher Sicherheit der Tiere. Folgenden Punkten sollte man unter anderem Beachtung schenken:

  • Überprüfe täglich die Koppelzäune und die dazugehörigen Stromlitzen auf Funktionalität. Repariere vorhandene Schäden.
  • Befestige Zeltplanen und andere planähnliche Abdeckungen, sodass ein Umher- und Wegfliegen verhindert wird. Wenn die Möglichkeit besteht, beseitige alle Planen, um Gefahrenquellen zu minimieren.
  • Draußen stehende Bänke und Stühle müssen nicht unbedingt weggeräumt werden, solange sie sturmfest befestigt sind, nicht umfallen bzw. wegfliegen können oder anderweitige Schäden verursachen.
  • Alles was sonst so herumfliegen kann wie z.B.: Sandspielsachen, Bobby Cars, Bänder, Mistgabeln, Schubkarren und Co. sollen während des Sturms gut verstaut sein.
  • Halte Türen und Fenster geschlossen halten.
  • Bei Offenställen achte darauf, dass die Tieren einen windgeschützten Unterschlupf haben.
  • Alle Torriegel in den Ställen müssen ordnungsgemäß geschlossen sein.
  • Unabhängig von Sturm und Unwetter sollen in Lauf-, Aktiv-, Offenställen und Co mehrere Futterstellen und Liegeplätze vorhanden sein, damit die einzelnen Herdenmitglieder sich nicht aus Futterneid streiten. Gerade in unsicheren Situationen wie Sturm und Unwetter, muss das Stress- und Konfliktpotenzial in Ställen bestmöglich verhindert werden.
  • Beobachte den Wetterbericht und die aktuellen Gegebenheiten.
  • Bäume können beim Sturm umstützen. Parke Autos, Traktoren und andere landwirschaftliche Geräte in sicherer Entfernung.
  • Bringe dich nicht selbst in Gefahr!

Keinesfalls darf Panik und Stress verbreitet werden!

 

Pferde bei Sturm draußen lassen oder rein holen?

So ganz pauschal kann da keine Empfehlung ausgesprochen werden. Das hängt immer von den Pferden und den entsprechenden Haltungsformen ab.

Unabhängig welche Haltungsform vorliegt, zur Sicherheit der Tiere ist es angebracht, dass man sie von der Koppel oder dem täglichen Auslauf in den Stall bringt. Pferde sind Fluchttiere. Man weiß nie genau, wie sie wirklich im Ernstfall reagieren. Hat ein Pferd in der Herde massive Angst und gerät in Panik geraten alle Herdenmitglieder in Panik. Da kann der beste Stromzaun nicht mehr helfen. Deshalb gilt: Lieber die Tiere vor dem Sturm reinholen, anstatt die Sicherheit auf’s Spiel zu setzen.

Die Pferde brauchen auch während des Sturms genügend Bewegungsfreiheit. Wenn zu viele Tiere auf engem Raum einsperrt sind, kann dies noch mehr Stress und Unsicherheit verursachen.

Pferde die 24 Stunden auf einer Weide mit oder ohne Unterschlupf leben, sind zwar Extrembedingungen gewohnt, doch ist auch da mehr Vorsicht geboten. Es ist wichtig, dass die Tiere genügend Platz und ausreichend Futter zur Verfügung haben. Eine gute Möglichkeit ist, die Koppeln für die Dauer des Unwetters zu vergrößern, in dem man z. Bsp. 2 Koppeln zusammen legt, damit die Pferde mehr Platz haben. Außerdem ist es wichtig, die Futterstellen sturmsicher zu verankern. Wenn Pferde in Stress-Situationen geraten, dann fressen und laufen sie um sich zu beruhigen.

Wenn die Gegebenheiten einer Pferdebox vorhanden ist und das Pferd die Box kennt, sollte diese in Anspruch genommen werden. Wenn der Wind pfeifft, der Regen auf das Stalldach prasselt, Äste krachend neben dem Stall landen und die Tiere nervös sind, kann im Stall auch das Radio eingeschaltet werden. Gewohnte Musik, die auch sonst im Alltag zu hören ist, lenkt ein wenig ab und übertönt die erschreckenden Geräusche von draußen.

 

Bei starkem Wind, Sturm und Unwetter müssen Reiter einiges beachten:

  • Unnötige Ausritte ins Gelände vermeiden.
  • Anstelle auf dem Außenreitplatz, lieber in der Halle reiten.
  • Jeder Reiter und Pferdebesitzer muss einschätzen können, ob sein Pferd bei solch extremen Wetterverhältnissen nervenstark genug ist, um geritten zu werden. Die Tiere sind von Grund auf schreckhafter und damit steigt auch das Risiko, vor allen möglichen Dingen zu erschrecken. Im Extremfall gibt es nicht nur ein schreckhaftes Pferd, sondern auch einen verletzten Reiter.
  • Reitunterricht sollte entweder abgesagt werden (zum Schutz aller Beteiligten) ode so umgestaltet werden, dass die Tiere vom Boden aus gearbeitet werden oder ggf. Theorieunterricht gehalten wird.

 

So kannst du dein Pferd auf „stürmische“ Zeiten vorbereiten

  • Baue verschiedene Gelassenheitsübungen (verschiedene Geräusche in unterschiedlichen Lautstärken) in dein Training ein. Beginne damit sanft und in einem Bereich in dem sich dein Pferd sicher fühlt.
  • Flatterband eignet sich hervorragend, um das Pferd vom Boden aus zu trainieren. Beginne langsam mit wenigen Bändern und bei Windstille. Steigere die Übung mit mehreren Bändern und bei verschiedenen Windstärken. Gehe behutsam vor und übe keinen Druck aus.
  • Gehe mit deinem Pferd an windigen Tagen spazieren. Benutze dazu am Anfang dem Pferd bekannte Wege. So kann sich das Pferd an die Windgeräusche in Verbindung mit anderen Umweltreizen gewöhnen. Belohne es für sein entspanntes Verhalten.
  • Festige die Beziehung zu deinem Pferd. Ein Pferd, dass dir vertraut wird in „stürmischen“ Situationen ruhiger reagieren.

 

Wichtig ist, dass Stallbetreiber und -besitzer, Reiter und Pferdebesitzer immer Ruhe bewahren, umsichtig handeln und sich nicht selbst in Gefahr bringen!

 

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